Kuriositätenecke64'er Ausgabe 2/Februar 1986, Seite 12 Woran erkennt man das Computersystem eines ostfriesischen Programmierers (Ostfriesen dürfen hier Bayern einsetzen) — Am Tipp-Ex auf dem Bildschirm! Keine Cartoon-Serie nimmt das gesamte Computerbusiness (inklusive Freaks, Spieler, Geschäftsleute etc.) so gut auf den Arm, wie »The Hackers« das tut. »Die Hacker« erschen wöchentlich in Englands renommiertem Wochenmagazin »Popular Computing Weekly«. Da wird zum Beispiel für einen portablen Computer mit den Worten »The 'biggest' portable micro in the world« geworben, der letzte Wunsch eines Programmierers wird erfüllt (»Zerstreut meine Asche über den Harddisks«) oder ein Treffen der Schreiber von Computerdokumentation wird veranstaltet — wobei allerdings schon auf dem Veranstaltungsprogramm die Schwierigkeiten im Entziffern beginnen, eben genau wie bei den Hardwaredokumentationen. Wann oder was ist »first meeting«. »welcoming address«, »opening session«, »first session«, »opening address«, ... Schon alleine die Cartoons sind die 3,50 Mark wöchentlich wert, die man im Bahnhofsbuchhandel dafür ausgeben muß. Rußland rüstet seine Schulen mit Computern aus. Die englischen Computerhersteller sind jedoch bitter enttäuscht: Die UdSSR zeigte sich erst an den britischen Geräten interessiert, kaufte dann jedoch 10 000 MSX-Computer aus Japan. Die Autoren des Spiels »Chipwits« gaben in einem Interview zu, das Spiel nur geschrieben zu haben, weil sie Millionäre werden wollten. »Wir schreiben einfach ein 'Megahit'-Computerspiel und werden sofort Millionäre. Das ist doch das, was heutzutage jeder macht!«, meinte Mike Johnston. Brother, die Druckerfirma, hat sich einen neuen Werbegag einfallen lassen. Die Idee dabei ist »Riech-Fernsehen«. Das heißt, sobald im englischen Fernsehen (vorerst nur in Granada als Test) ein Brother-Werbespot kommt, rennt man zur Zeitung, holt die darin liegende Beilage heraus und reibt daran. Da riecht man dann Rindersteak, Brot oder auch Druckerfarbbänder. Eigentlich wäre das eine gute Idee für Computerspiele. Eine britische Zeitschrift machte sich kürzlich Gedanken über die Bestrafung von Computern, die Fehler machen. Das geht dann, etwas verkürzt, ungefähr so: Die Bestrafung muß der Freveltat angepaßt sein, das heißt, daß kleine Fehler im Betriebsssytem nicht gleich zur Todesstrafe (Stecker raus) führen müssen. Beispiele: Die Computer, die fast jedesmal Schwierigkeiten beim Start des Space Shuttle verursachen, sollten etwa 1 Jahr lang weniger interessante Aufgaben bekommen, wie etwa Buchung von Lufthansa-Flügen. Die Computer der britischen Marine, die während der Falkland-Krise entschieden, daß die Exocet-Raketen freundlich waren, weil sie französischen Fabrikats waren, müßten dann entsprechend einen Service im Sprachlabor verrichten. Für schwere Fälle müßten dann schlimmere Strafen wie zum Beispiel Arbeitsdienst im Zuchthaus oder sogenannte »full sensory deprivation techniques« (Stromzufuhr weg) angewendet werden. In einem Leserbrief an die englische Zeitschrift »Commodore Horizons« schreibt jemand aus Polen, er habe einen »Commodore 65« mit Floppy und Drucker, jedoch keine Software. Kommentar der Redaktion von »Horizons«: »Ein Commodore 65??? Was wissen die Polen und sagen es uns nicht?« Kurios ist auch das Verhalten der Briten gegenüber dem Amiga. In »Popular Computing Weekly« wird geschrieben, daß der Amiga wenig Chancen auf dem Heimcomputermarkt hat, weil er ein eingebautes Diskettenlaufwerk besitzt. Computer hätten auf dem britischen Heimcomputermarkt nur eine Chance, wenn sie kein eingebautes Laufwerk, aber einen Kassetten-Anschluß besäßen, schreibt Andrew Pennell. Tradition gilt den Briten eben mehr als Fortschritt. Es gehen Gerüchte um, daß Jeff Minter, in England ein bekannter Programmierer, tatsächlich im Oktober beim Friseur war! (Macht er sonst nie. Er wird nicht umsonst »Yak the Hairy« genannt!) (Manfred Kohlen/hm)
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