Commodore-Drucker unter 1000 Mark64'er Ausgabe 4/April 1984, S. 20-26Wer schon einmal ein etwas längeres Programm geschrieben hat, weiß um die Vorzüge eines Druckers, der ihm das lange Listing übersichtlich präsentiert. Wer seinen Computer auch zur Textverarbeitung einsetzen will, braucht sowieso einen Drucker. Drucker-Testberichte dienen im allgemeinen dazu, dem Leser Neuheiten auf dem Markt vorzustellen. Durch Drucker-Vergleichstests versucht man in der Regel, dem potentiellen Käufer die Kaufentscheidung zu erleichtern. Dabei werden dann Geräte ausgewählt, die sich Konkurrenz machen, sei es vom Preis oder von der Leistung her, jedoch meistens von mehreren Herstellern. Was aber liegt dem Anwender näher, als daß er sich zuerst einmal bei dem Hersteller seines Computers orientiert? Der Vorteil liegt auf der Hand: Man kann davon ausgehen, daß Computer und Peripherie eines Herstellers kompatibel sind. Das bedeutet, daß man sich nicht erst großartige Hardwarezusätze wie Interfaces und teure Kabel beschaffen und einbauen lassen muß und daß auch - wie bei den hier getesteten Commodore-Druckern - der gesamte Commodore-Zeichensatz ausgedruckt werden kann. Commodore bietet Drucker für vielerlei Anwendung und zu (fast) jedem Preis an. Wir beschränken uns hier jedoch in diesem Bericht auf diejenigen bis 1000 Mark. In diesen Bereich fallen folgende Drucker (siehe Bild 1): der VC 1515, der neue MPS 801, der den VC 1525 ablöst, sowie der VC 1526. Eine Ausnahme bildet der Printer/Plotter VC 1520 (Bild 2), und zwar insofern, da er weder ein Matrix-Drucker ist noch ein Papierformat verarbeiten kann wie die anderen. Aufgrund dieser Ausnahmestellung haben wir ihn nicht direkt mit den anderen drei verglichen. VC 1515, MPS 801 und VC 1526 VC 1515: Wenn der VC 1515 anfängt zu drucken, hat man unwillkürlich das Gefühl, sich wegen der enormen Lautstärke entschuldigen zu müssen. Man braucht schon einige starke Nerven, besser noch einen Gehörschutz, um dieses "Geräusch" längere Zeit ertragen zu können. Es gibt jedoch langsam Schwierigkeiten ihn zu erwerben: Commodore-Händler haben ihn bereits aus dem Programm gestrichen. Wegen seiner großen Verbreitung wurde er jedoch dennoch in diese Übersicht mit aufgenommen. Der VC 1515 ist der kleinste der drei Drucker. Und das bezieht sich nicht nur auf die Gehäusegröße, sondern auch auf das Papierformat: Im Gegensatz zu den beiden "größeren Brüdern", die bis zu 10 Zoll Papier verarbeiten, verarbeitet der 1515 lediglich 8 Zoll breites Papier. Der Papiereinzug ist - mit etwas Fingerspitzengefühl und nach einigem Probieren - verhältnismäßig einfach und problemlos. Allerdings vermißt man einen Drehknopf an der Seite des Geräts zum manuellen Papiertransport. Lediglich ein schmales Rädchen erleichtert das Einfädeln des Papiers und ermöglicht einen Papiervorschub (siehe Bild 4). Eine andere Möglichkeit ist, das Papier selbst direkt herauszuziehen. Eine automatische Vorschubeinrichtung fehlt völlig. Auch ein Zurückziehen oder drehen ist nicht möglich. Zum Wechseln des Papiers muß man es deshalb hinter dem Drucker abreißen und den noch im Gerät verbleibenden Rest nach oben herausziehen. Ein nicht besonders bedienungsfreundliches Verfahren. Schmutzige Finger Möglichkeiten der Steuerung Wie aus der Übersicht zu erkennen ist, werden Zeichen in einer 5 x 7-Matrix dargestellt. Die einzelnen Nadeln des Druckkopfes werden mit der sogenannten Einhammer-Methode aufs Papier geschlagen. Das heißt, daß ein kleiner, mechanischer Hammer jede Nadel einzeln anschlägt und auf das Farbband drückt. Welche Nadel das ist und in welcher Reihenfolge die Nadeln angeschlagen werden, organisiert die Elektronik. Grafik MPS 801: Keine Revolution! Die Designer haben aber nicht beim Gehäuse haltgemacht: Auch die Farbbandkassette erfuhr eine erhebliche konstruktive und optische Verbesserung gegenüber den anderen Commodore-Druckern (siehe Bild 5). Die Kassette ist handlich und bedienungsfreundlich. Schmutzige Finger wie beim VC 1515 gibt es nicht mehr und das Einlegen und Wechseln ist ein Kinderspiel. Apropos Wechseln: Wenn die Schrift blasser wird, braucht man nicht mehr das Farbband beziehungsweise die Kassette auszutauschen! Der Clou ist, daß die Kassette einen Tintenbehälter enthält, der leicht durch einen anderen ersetzt werden kann (Bild 6). Eine preiswerte Konstruktion. Bevor der Drucker seine Arbeit aufnimmt, muß das Papier eingezogen werden. Das funktioniert ähnlich wie beim VC 1515 ohne große Komplikationen. Im Gegensatz zu diesem jedoch ist auch ein Zurückziehen des Papiers möglich. Neu - und doch nicht neu
VC 1526: Der VC 1526 spricht sicherlich eine andere Zielgruppe an als die beiden anderen Drucker. Das bezieht sich weniger auf seinen Preis als auf seine Fähigkeiten. Und da ist er manchen vom Preis her vergleichbaren Druckern in einer Hinsicht überlegen: Seine Formatierungsmöglichkeiten sind ein großer Pluspunkt! Doch dazu später. Schon rein äußerlich hebt er sich in einigen Punkten von seinen "kleineren Brüdern" ab (Bild 1 und 12). Er ist größer und schwerer. Sein Handrad zum manuellen Papiervorschub sitzt auf der linken Seite und der Ein/Aus-Schalter auf der rechten. Darüber dürften sich wohl alle Linkshänder freuen. Auf der rechten Stirnseite befindet sich ein durchsichtiger Schalter, der, von innen beleuchtet, die Betriebsbereitschaft anzeigt oder durch flackern einen Fehler erkennen läßt. Durch Drücken des Schalters wird ein Seitenvorschub des Papiers erzielt. Ein zeilenweiser Transport ist allerdings damit nicht möglich, nach meiner Ansicht ein echtes Manko. Wirklich nachahmenswert und konstruktiv hervorragend gelöst ist der Papiereinzug. Man spannt das Papier (wenn man Lochrandpapier benutzt) auf die Traktorführung und dreht das Handrad. Ein kniffeliges Einfädeln entfällt. Die Farbbandkassette läßt sich ebenfalls problemlos einlegen. Ein erster Ausdruck läßt ein angenehmes Schriftbild erkennen. Die Großbuchstaben und Zahlen werden in einer 7 x 7-Matrix dargestellt, während Kleinbuchstaben mit Unterlängen die 8. Zeile mitbenutzen. Grafik-Zeichen erreichen dann die volle 8 x 8-Matrix, die auch im Handbuch (siehe Übersicht) angegeben wird. Stark im Formatieren Die wahre Stärke des VC 1526 liegt dann auch in der formatierten Ausgabe von numerischen und alphanumerischen Zeichen. Diese Formatsteuerung ermöglicht eine spaltengerechte Zeichen- und Zahlenausgabe, die Anzahl der Zeilen pro Seite festzulegen sowie Format-Fehlerdiagnose-Nachrichten zu setzen. So kann man zum Beispiel mit wenigen Befehlen festlegen, an welchen Spalten auf dem Papier die Dezimalpunkte der Zahlen stehen sollen, wieviel Nachkommastellen und ob etwa vorlaufende Nullen beziehungsweise ein Dollarzeichen vor der Zahl oder auch ein Vorzeichen mit ausgedruckt werden soll. Diese Möglichkeiten heben den VC 1526 vom VC 1515 und vom MPS 801 ab und lassen ihm vor allem in Bereichen mit viel Tabellenverarbeitung einen großen Stellenwert zukommen. Unterstützt wird dies noch durch die Möglichkeit, nicht nur Endlospapier, sondern auch Einzelblätter zu benutzen. Nur eines sollte man beim Kauf beachten: Eine Vollgrafik kann man mit dem VC 1526 nur bei spezieller Software bewerkstelligen! Wer oft hochauflösende Grafiken schwarz auf weiß benötigt, sollte diese Einschränkung kennen.
VC 1520: Der Zeichenspezialist VC 1520:Von einer ganz anderen Art ist der Printer/Plotter VC 1520 (Bild 2, 7 und 15). Der Name verrät schon: Dieses handliche kleine Gerät ist kein Drucker in dem Sinne wie die anderen. Seine Stärke liegt nicht im Ausdrucken von langen Texten, und er ist auch nicht gedacht als Alternative zu den oben beschriebenen Matrix-Druckern. Dagegen spricht auch schon sein eingeschränktes Papierformat von 4,5 Zoll. Aber wer einmal die Fähigkeiten des kleinen Zeichners gesehen hat, wird fasziniert sein. Es macht richtig Spaß, mit ihm zu arbeiten, ihm zuzuschauen bei seinen Bewegungen, die er mit seinen vier Farbstiften vollzieht, in jeder Richtung, von links nach rechts, von oben nach unten und umgekehrt. Tatsächlich bewegen sich die Farbstifte dabei natürlich nur in zwei Richtungen, nämlich nur horizontal. Die vertikale Bewegung übernimmt die Gummirolle mit ihren kleinen Nadeln, mit denen sie das Papier blitzschnell vor und zurücklaufen läßt. Wenn während des Zeichnens einmal die Farbe gewechselt wird (auch manuell durch Tastendruck möglich) und der Zeichenstift wieder genau an der gleichen Stelle weiterzeichnet, wenn die Striche, die der VC 1520 mit seinen vier kleinen Kugelschreibern hinmalt, so eng nebeneinander gesetzt werden, daß man mit bloßem Auge sie nicht mehr trennen kann, dann ist man doch verblüfft (Bild 14). Die Grafiken über den Geschwindigkeitsvergleich aller Drucker stammen übrigens vom VC 1520 (Bilder 6 bis 10) Was allerdings die teureren Plotter meistens eingebaut haben, nämlich eine Software, die das Zeichnen von Skalierungen, Kreisen, Ellipsen, Schraffuren und so weiter mit einfachen Befehlen erlaubt, muß man beim VC 1520 selbst programmieren. Wenn man jedoch systematisch vorgeht, kann man sich schnell die entsprechenden Unterprogramme dafür selbst erstellen und sich so mit der Zeit eine eigene Unterprogramm-Bibliothek aufbauen.
Es ist nicht nur möglich, selbst definierte Grafiken zu erstellen, auch Text läßt sich darstellen, und das sogar in vier verschiedenen Schriftgrößen. Ein Drehen der Zeichen um 90 Grad ist ebenfalls sinnvoll einzusetzen, zum Beispiel zur Beschriftung senkrechter Achsen. Da der VC 1520 nicht nur ein Plotter ist, sondern eben auch ein Printer, kann man ihn sehr wohl als Ersatz fur einen Matrix-Drucker ansehen, mit den schon erwähnten Einschränkungen der geringen Papierbreite und auch der Geschwindigkeit. Wer also keine Korrespondenz führen will beziehungsweise keinen großen Wert legt auf hohe Geschwindigkeit, sondern die Möglichkeiten als Plotter ausnutzen kann, ist mit dem VC 1520 gut bedient. (gk)
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