EDITORIALEin Schritt in die Zukunft64'er Ausgabe 5/Mai 1990, Seite 9Sterben die Computerfreaks aus? Oder anders gefragt, was sind das eigentlich für Leute, die Geos benutzen? Oder Windows auf dem PC, Intuition auf dem Amiga oder GEM auf dem Atari ST? Sind diese sog. Benutzeroberflächen ein Segen oder ein Fluch für Computernutzer? Ich glaube, daß diese - sagen wir mal Bedienungshilfen - die C64-Besitzer in zwei Lager teilen. Selbst in der Redaktion sind die Gegensätze extrem, und die Meinungen über den Wert von Geos gehen weit auseinander. Schwer von der positiven Seite zu überzeugen sind die eingefleischten Profis, die Oldies, die den C 64 vor der "Geos-Zeit" kennengelernt haben. Wer Geos mit dem C64 erhalten hat, tut sich da schon viel leichter. Und in der Tat besitzt Geos ein zukunftsweisendes Konzept. Klar wird das, wenn man die Szene bei anderen Computern beobachtet. Amiga, Atari und die großen Macintosh sind von vorneherein mit Benutzeroberflächen ausgestattet. Auf dem PC sind GEM und Windows die bekannten Programme. Viele Geos-Nutzer werden es noch nicht wissen: Wer mit Geos arbeitet, wird später mit Windows auf dem PC fast keine Probleme haben. Beispiel: Geocalc und das bekannte PC-Spitzenkalkulationsprogramm Excel sind von der Benutzerführung fast identisch und haben sehr viele Gemeinsamkeiten. Es lohnt sich also auf jeden Fall, Geos zumindest einmal kennenzulernen. Ob man es dann wirklich mag, kann man später entscheiden. Wer wenig programmiert, hat es leichter: Diese Oberflächen sind für Anwender geschaffen, nicht für Programmierer. Aber genau das ist der Trend: Es wird immer weniger programmiert und der Anwender stützt sich immer mehr auf fertige Programme zum schnellen Nutzen. Sterben also die Computerfreaks aus? Ich glaube nicht, aber sie ändern sich. Ihr Georg Klinge (Chefredakteur)
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