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Commodore

Die ersten Schritte

Eine wahre Geschichte von Georg Renelt

Im zarten Alter von 12 Jahren entdeckte ich, daß der Bub von gegenüber - ein wenig älter - einen VC20 hatte. Den 64er gab's damals noch nicht. Nach einer kurzen Demonstration war ich überzeugt, so ein Ding haben zu wollen.

Allerdings konnte ich meinen Dad damals noch nicht davon überzeugen, auch diese 900 Mark in die Zukunft seines Sohnes zu investieren. Um wenigstens gut gerüstet in meine glanzvolle (ganz volle?) Zukunft aufzubrechen und weil ich die Hoffnung nicht aufgab, kaufte ich mein erstes Computerbuch. Ich Wahnsinniger - von Tuten und Blasen keine Ahnung - kaufte ein 6502-Maschinensprachebuch, das noch im Wesentlichen von Hex-Tastaturen à la KIM ausging. Also erstmal hex und binär rechnen, Tabellen wälzen, Adressierung rausfummeln, Sprungziele berechnen und Hex aufschreiben. Irgendwie war das einfach so. Das Buch habe ich immer noch und jetzt auch wieder neben dem Bett stehen - was allerdings eher organisatorische, denn nostalgische Gründe hat.

Meine besondere Beziehung zu CBMs entsteht im folgenden dadurch, daß sich mein Onkel eines Fehlkaufs entledigen will und ich auf diese Weise schuldlos und "bargeldlos" zu einem PET 2001 mit Micky-Maus-Tastatur und eingebauter Datassette komme. Jetzt geht der Spaß los. Am ersten Tag produziere ich ausnahmslos ?SYNTAX ERRORs, bis ich auf die schon damals nicht naheliegende Idee komme, mir das Handbuch zu Gemüte zu führen. Mein erstes Programm. Nach kurzer Zeit bekomme ich von meinem damaligen Guru neue Eproms mit 4er-Basic, muß aber nach wie vor mit 8 KByte Speicher auskommen. Der Sommer 83 wird heiß - mir ist es wurscht, dem PET nicht. Ich muß ihm tatsächlich einen Lüfter (Motor + Modellpropeller ;-)) implantieren, damit ich ihn tagsüber betreiben kann. Ja - so ist das mit dem ersten Mal... Im Herbst programmiere ich für das erste Riesenfest - diese Serie von Festen wird berüchtigt werden - eine Lichtorgelsteuerung: Userport, eine Menge Triacs und ein Progrämmchen im Interrupt. Leider wird das Ding nicht rechtzeitig fertig und ich bediene die Triacs "von Hand". Macht aber nichts, man lernt nie aus, beim Fest danach funktioniert alles...

Soweit so gut, Blut geleckt, Farbe und Sound will ich dann doch. Ich überzeuge - diesmal mit dem Argument "sieh mal was ich schon kann" und einem der letzten guten Zeugnisse - meinen Dad und tatsächlich leiere ich ihm im Februar 1984 einen 64er, eine 1541 und einige Wochen später gar einen Epson FX80 mit Görlitz-Interface aus dem Kreuz. Ich hab' den besten Dad der Welt - der Spaß kostet satte 3.500 Mark ;-)

Der PET - ich ziehe zwischenzeitlich aus dem Elternhaus aus - bleibt ebendort und wird von meinem zu der Zeit noch vollkommen unzurechnungsfähigen Bruder an irgendwen für irgendwas - ich glaube, es war ein 19-Maak-95-Walkman - vercheckt. Blöd - das Handbuch habe ich immerhin diese Tage im Keller wiedergefunden.

Wobei ich anmerken möchte, daß man durch den Besitz eines Druckers zu dieser Zeit bereits den Status eines Halbgottes erwarb. Sas wäre nur noch durch den Besitz einer zweiten Floppy zu überbieten gewesen...

Wie auch immer. Es werden andere Dinge wie Wein, Weib und Gesang wichtiger und verdrängen jegliches andere Interesse. Für die Facharbeit programmiere ich zwar auf dem 64er noch eine Evolutionssimulation und schreibe mein Zeuch damit (apropos: hat jemand noch ein Vizawrite irgendwo???), aber ansonsten kehrt mein Interesse für das Zeuch während des Zivildienstes 1990 zurück. Und da kauf' ich mir nach langer Überlegung 1991 vom "Abschiedsgeld" einen 386er mit 25 MHz, zuerst vier, dann acht MByte Speicher, einer ET3000-VGA-Karte und erst einer 65-MByte-RLL-Platte, dann noch eine zweite davon. Ein kumpel und ich sitzen nächtelang vor mandelbroten, bewundern 256 Farben und horrende Auflösungen (1024x768 interlaced).

Heute hab' ich lauter Windows-PCs, einen Linux-Server und einen Mac. Aber soviel Spaß wie früher hatte ich nie wieder mit Rechnern...

 
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