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FirmengeschichteDie frühen Jahre1962 entwickelt Steve Russel, Professor für Computerwissenschaften am MIT, mit zwei Studenten auf dem Großrechner DEC PDP-1 der Universität (der einen Wert von ca. 120.000 US$ hatte!) ein Videospiel namens Space War. In diesem Spiel fliegen zwei gegnerische Raumschiffe um eine in der Mitte befindliche Sonne und versuchen, das jeweils andere Schiff abzuschießen. Die Schiffe lassen sich links- und rechtsherum drehen und nach vorne beschleunigen. Während des Kampfes muß der Spieler ständig darauf achten, nicht in die Gravitation der Sonne zu geraten und dort hineingezogen zu werden. Was das alles mit Atari zu tun hat? Nun, zu dieser Zeit war ein junger Mann namens Nolan Bushnell Student an der University of Utah. Diese Universität hatte eine PDP-10 und auch dort wurde Space War gespielt (das Programm wurde frei kopiert, da Steve Russel es nie hat patentieren lassen). Bushnell sieht Space War und ist von dem Spiel sofort begeistert. Da er in den Semesterferien in einer Spielhalle jobbt (wo zu dieser Zeit allerdings nur mechanische Automaten stehen), kommt ihm die Idee, einen Münzautomaten für Space War zu bauen. Allerdings ist die Umsetzung noch schwierig, da die benötigte Hardware noch den Platz eines Kleinwagens in Anspruch nimmt und zigtausend Dollar kostet. Es soll auch noch ca. 8 Jahre dauern, bis Bushnells Idee realisiert wird. 1970 schließt Nolan Bushnell sein Studium ab und bekommt einen Job bei Ampex in Redwood City, Kalifornien. Dort lernt er Ted Dabney kennen, den er für sein Space War-Projekt begeistern kann. 1971 glaubt sich Bushnell schließlich am Ziel. Er kündigt bei Ampex, um sich voll auf Space War konzentrieren zu können. Als der Automat schließlich fertiggestellt ist, wird er Computer Space getauft. Es findet sich auch ein Abnehmer für das Gerät: Nutting Associates. Insgesamt werden 1.500 Stück von Computer Space in einem futuristischen Fiberglasgehäuse produziert. Leider bleiben die Verkaufszahlen deutlich hinter den Erwartungen zurück... Bushnell erkennt, daß die Bedienung des Spiels (unterschiedliche Knöpfe für Rotation, Schub und Feuer) zu kompliziert ist, und kommt zu dem Schluß, daß ein erfolgreiches Arcadespiel vor allem simpel zu steuern sein muß. Trotz des Flops will Bushnell weitermachen. Auf einer Messe in Burlington, Kalifornien, hat er Gelegenheit, das Magnavox Odyssey-System auszuprobieren. Es handelt sich dabei um ein simples Tennisspiel mit zwei vertikal beweglichen Schlägern, die jeweils einen stilisierten Ball in Bewegung halten müssen. Dieses Spiel ist so einfach, daß es eigentlich ein Erfolg werden muß! Die Gründung der Firma AtariDa Nutting Associates Bushnell nicht so gewähren läßt, wie er möchte, gründet er 1972 schließlich zusammen mit Ted Dabney eine eigene Firma. Das neue Unternehmen soll den Namen Syzygy bekommen, der ist aber (glücklicherweise .-)) schon von einem Kerzenmacher aus Mendocino registriert worden. Also entscheidet man sich für das japanische Wort Atari was übersetzt "ich werde gewinnen" heißt (und im Brettspiel Go die Bedeutung der Ansage "Schach" beim Schachspiel hat). Das Atari-Logo stellt übrigens den stilisierten Fujijama, den "heiligen Berg Japans" (der eigentlich ein Vulkan ist, aber man ist ja nicht kleinlich ;-)), dar. Am 27. Juni 1972 wird die neue Firma Atari offiziell mit einem Startkapital von nur 500 US$ gegründet (jeweils 250 US$ von Bushnell und Dabney). Das erste Atari-Spiel wird Pong, gebaut von Al Alcorn (der interessanterweise als Ersatzmann für den ausgeschiedenen Bushnell bei Ampex arbeitet). Es handelt sich praktisch um das Spiel, das Bushnell 1971 gesehen hat: Magnavox Odyssey, das simple Tennisspiel. Nach der Herstellung des Prototyps begibt sich Bushnell auf die Suche nach einem Produzenten, u.a. den Flippergiganten Bally Midway. Da er nur Absagen erhält, entschließt er sich dazu, den Automaten selbst zu produzieren. Legendär ist der Testlauf des Prototypen in einem Café, Andy Capp's Tavern, in Sunnyvale: Nach zwei Tagen Betriebszeit bekommt Bushnell einen Anruf vom Gastwirt, der sich darüber beschwert, daß der Automat nicht mehr funktioniere. Der "Fehler" ist schnell gefunden: der Geldkasten war durch die vielen eingeworfenen Münzen übergelaufen und muß durch einen größeren ersetzt werden. Durch diesen Erfolg bestärkt, beginnt die Serienproduktion von Pong. Mit sehr gutem Ergebnis: innerhalb eines Jahres werden ca. 10.000 Exemplare verkauft (für damalige Verhältnisse ein unglaublicher Erfolg)! Dieser Erfolg findet natürlich auch Nachahmer: 1973 werden die Spielhallen mit einer Flut von Pong-Clones überschwemmt. Einer der Clone-Hersteller ist übrigens Nutting Associates - die Firma, die Bushnell die Mittel für die Pong-Entwicklung verweigert hatte. Ted Dabney sieht die wachsende Konkurrenz mit Sorge und verkauft schließlich seine Hälfte der Firma an Nolan Bushnell. Eigentlich unbegründet, denn Atari bleibt der umsatzstärkste Videospiel-Hersteller. Atari stockt sein Angebot an Videoautomaten auf: neue Titel wie Gotcha, Space Race, Double Pong und Super Pong kommen in die Spielhallen. 1974 folgen noch einige weitere Pong Versionen: Quadra Pong, das erste Videospiel für insgesamt vier Personen, Touch Me (auch als Simon bekannt), Pin Pong und Doctor Pong. Andere Automaten, wie Grand Track, Formula K, World Cup Football und besonders Tank (das einen neuen Spieltyp begründet), werden ebenfalls herausgebracht. Tank wurde eigentlich von der Firma Kee Games entwickelt. Es stellte sich aber bald heraus, daß Kee Games nur ein Tochterunternehmen von Atari war. Deshalb - und weil beide Firmen ohnehin noch 1974 fusionierten - kann man Tank also beruhigt als Atari-Spiel bezeichnen. Nach der Fusion wurde übrigens der Inhaber von Kee Games, Joe Keenan, Präsident und Nolan Bushnell CEO (Chief Executive Officer = Geschäftsführer) der "neuen", größeren Firma Atari. Home Pong - das erste Atari-TelespielHarold Lee, ein Angestellter bei Atari, regt eine Heimversion von Pong an, die einfach an das heimische Fernsehgerät angeschlossen werden soll: Home Pong. Die Konsole wird schließlich von Lee, Alcorn und Robert Brown entwickelt. Vorerst schrecken die Händler aber vor diesem Spiel zurück, da sie noch die schlechten Verkaufsergebnisse des Magnavox Odyssey 100 in Erinnerung haben. 1975 nimmt Atari Kontakt zu Tom Quinn, Einkäufer bei der Warenhauskette Sears-Roebuck, auf und zeigt ihm das Pong-System. Sears kauft 150.000 Geräte und vertreibt sie unter dem eigenen Label Sears Tele-Games. Weihnachten 1975 hat sich Home Pong zum bestverkauften Artikel in Sears' Sortiment entwickelt, der Begriff Atari wird in den USA landesweit bekannt. 1976 landet Atari einige weitere Spielhallenhits, u.a. die bekannten Spiele Le Mans, Night Driver und Breakout. Letzteres ist wohl genauso oft kopiert worden wie Pong. Die ÜbernahmeAtari wächst kontinuierlich und wird schließlich von Time Warner Communications für 28 Mio. US$ aufgekauft (wovon 15 Mio. direkt auf Bushnells Konto fließen), nicht zuletzt deshalb, weil Atari die erforderlichen Mittel für die Fertigstellung der geplanten Heimkonsole (Codename Stella, das spätere VCS-System) nicht allein aufbringen kann. Joe Keenan und Nolan Bushnell bleiben aber auch nach der Übernahme Geschäftsführer bei Atari. 1977 bringt die japanische Firma Taito das Spiel Space Invaders auf den Markt. Atari erwirbt die Rechte an diesem Spiel und vermarktet es erfolgreich, weitere Lizenzhits folgen, wodurch Atari zum unumstrittenen Marktführer im Bereich der Arcadespiele aufsteigt. Atari VCS und Atari-HeimcomputerAtari steigt mit dem Video Cartridge System (VCS, später in Atari 2600 umbenannt) in einen neuen Bereich ein, nämlich den der Heimvideospiele mit auswechselbaren Modulen. Durch das Konzept der Spielmodule und die für damalige Verhältnisse ansprechende Farbgrafik wird auch dieses System zu einem vollen Erfolg - und soll es noch für viele Jahre bleiben, denn es wird bis 1990 verkauft. Das VCS dürfte somit die erfolgreichste Videospielkonsole aller Zeiten sein. 1979 beteiligt sich Atari mit den Modellen 400 und 800 auch am noch nicht großen Heimcomputermarkt. Die Computer sind für ihre Zeit sehr fortschrittlich, besonders die frei programmierbaren Custom Chips eröffnen völlig neue Horizonte. Spielhallenmäßig ist Atari auch nicht faul und bringt Hits wie Lunar Lander und Asteroids (den Knüller überhaupt) heraus. Viele der Spielhallenhits finden auch eine Umsetzung auf das VCS, das Angebot an Modulen wächst stetig. Nolan Bushnell, der Gründer von Atari, verläßt seine Firma. Er gründet später die neue Firma Androbots, Inc., die sich auf die Herstellung von Hausrobotern spezialisiert. Da diese Roboter allerdings als Spielzeug deutlich zu teuer und als Bedienstete eindeutig zu dämlich ;-) sind, wird Androbots schnell wieder geschlossen. Time Warner nutzt den Fortgang Bushnells, um eine neue Firmenpolitik zu etablieren. Die zwanglosen Zeiten bei Atari sind vorbei, neue Vorschriften wie Krawattenpflicht, Firmenkleidung, geregelte Arbeitszeiten u.ä. verprellen die Entwickler, die sich dadurch eingeengt fühlen. 1980 wird Activision, die erste nur auf Videospiel-Software spezialisierte Firma, von James Levy gegründet. Vier ehemalige Spieledesigner von Atari sind mit von der Partie: David Crane, Larry Kaplan, Alan Miller und Bob Whitehead, die sich nicht zuletzt wegen der neuen Firmenpolitik bei Atari abgesetzt haben. Activision setzt neue Maßstäbe für die Qualität der Videospiele und löst damit einen regelrechten Boom aus. 1981 kommt das Nachfolgemodell zum VCS 2600, die 5200-Konsole heraus. Grafik und Sound sind bei diesem Modell deutlich verbessert (die verwendete Technik entspricht der der Atari-Heimcomputer), aber es kann sich wegen der Inkompatibilität zu seinem Vorgänger überhaupt nicht durchsetzen. 1982 erscheint das erste Gerät der XL-Serie in den USA, der Atari 1200XL, der die mittlerweile doch etwas betagten Rechner 400/800 ablösen soll. Leider ist der 1200XL nicht 100% kompatibel zu seinen Vorgängern und wird deswegen ein ziemlicher Flop. Nichtsdestotrotz bringt der 1200XL einige wirkliche Verbesserungen mit sich, in erster Linie den erweiterten XL-Chipsatz. Zudem ist das Gehäuse angenehm flach, zur Eingabe wird eine richtige Schreibmaschinentastatur (leicht erweitert, z.B. um eine HELP-Taste) verwendet, der Speicher ist auf 64 KByte aufgestockt. 1983 kommen dann die sehr erfolgreichen XL-Rechner 600XL und 800XL heraus. Die Probleme des 1200XL sind behoben, beide Computer sind voll abwärtskompatibel und können die Software der älteren Atari-Rechner einwandfrei verarbeiten. Als Novum bei Atari ist das Basic direkt in den Rechner integriert, ein zusätzliches Modul ist zum Programmieren nicht mehr nötig. Amiga und ST1983 wird eine Zusammenarbeit mit Amiga vereinbart, um die geplante Konsole "Lorraine" als Atari-Computer "1850XLD" auf den Markt zu bringen. Die Zusammenarbeit scheitert daran, daß CEO Ray Kassar wegen einer Börsenaffäre vom Dez. 1982 zurücktreten muß. Am 21.5.1984 wird ein Testrelease der 7800-Konsole in den USA gestartet. Die Urversion besitzt noch einen Expansionsport. Am 30.6.1984 wird die Atari Heimcomputer- und Konsolen-Abteilung an den ehemaligen Commodore-Boss Jack Tramiel verkauft, die Spielautomaten-Produktion bleibt unter dem Namen Atari Games bei Warner Communications. Tramiel entläßt 2/3 der weltweiten Belegschaft und stoppt die Produktion der 2600- und 7800-Konsolen, das 5200-System wird komplett vom Markt genommen, auch der XL wird gestoppt und die Reste regelrecht verramscht. Tramiel macht sich daran, die angeschlagene Firma Amiga zu kaufen, Commodore kommt allerdings mit mehr Geld. Sofort läßt Tramiel einen Konkurrenzrechner entwickeln, der innerhalb von 5 Monaten fertig sein soll. Dieser neue Computer wird von C64-Entwickler Shiraz Shivji entwickelt und trägt den Namen ST (für Sixteen/Thirtytwo). Er wird auf der Winter CES 1985 neben der XE-Serie vorgestellt. Der ST war eine Sensation - die Fähigkeiten eines Macs zu einem Drittel dessen Preises. Im Frühjahr 1985 beginnt die Auslieferung der ersten ST-Computer. Alle die, die sich gefreut haben, einen neuen ST-Computer mit 512 KB RAM gekauft zu haben, sollen sich schon bald wieder ärgern: Im August steht der 520ST+ mit 1 MB in den Regalen - für den gleichen Preis. Auch die überarbeitete 8-Bit-Serie findet mit 65XE und 130XE ihren Weg zurück in die Läden. 1986 erscheint der 1040ST mit integrierter Floppy und Netzteil, was enorm Platz spart. Die ST-Palette wird ergänzt durch 520STM (TV-Anschluß), 520STF (integrierte Floppy), 520STFM (Floppy+TV-Anschluß) und 260ST. Der Ur-520ST wird gestoppt und durch den 520STM als Standardmodell ersetzt. Die Produktion der Spielkonsolen wird auch wieder aufgenommen, 2600JR und 7800 erscheinen mit fast 3 Jahren Verspätung. Und mit ihrer Technik von 1977/79 sind sie 1986 bereits überholt, Nintendo bietet seit 1985 das bessere NES an, das auf keinem Heimcomputer basiert. Der Ruf nach professionelleren ST-Computern wird 1987 endlich erhört, Atari bringt die Mega ST-Serie auf den Markt. Es gibt 3 Modelle mit 1, 2 oder 4 MB Arbeitsspeicher. Zusammen mit Laserdrucker, Schwarzweiß-Monitor und 30MB-Festplatte wird der Mega ST4 in den USA für 3999$ angeboten. Die deutsche Zeitschrift Data Welt schreibt bereits über einen 32-Bit-Rechner namens EST. Atari steigt wie Commodore mit den Modellen PC1 und PC2 in den PC-Markt ein. Da Ataris PCs jedoch echte Eigenentwicklungen sind, sind die Geräte dementsprechend teuer und finden kaum Absatz. Im November feiert das XE Game System seine Premiere - es ist das einzige Atari 8-Bit-System mit abnehmbarer Tastatur. Leider auch zu spät, zu alt und teilweise inkompatibel zum XL/XE-Computer. 1988 geht Atari auf Einkaufstour: In England wird eine kleine Firma gekauft, die einen sogenannten Transputer herstellt. Dieser Transputer (CPU: Inmos T-800/20, OS HeliOS von Perihelion) kann mit bis zu 17 CPUs betrieben werden. Als Basisrechner wird ein Mega ST4 genutzt. Der zweite Einkauf geht wieder in den Konsolenbereich: Der Spielhersteller Epyx, der große Erfolge mit seiner "Games"-Serie hatte, will eine eigene Handheld-Konsole herstellen. Diese wird, nichtsahnend was das Wort zehn Jahre später in Deutschland bedeuten würde, einfach "Handy" genannt. Allerdings geht Epyx das Geld dafür aus, und Atari kauft wenig später die Rechte daran. Am Handy arbeiten auch einige Leute mit, die zuvor den Amiga entwickelten. Gerüchten zufolge sollen deshalb in der Atari-Entwicklungsabteilung lauter Amiga-Computer gestanden haben. Still und heimlich wird das erste CD-ROM-Laufwerk verkauft. Um das CDAR504 gab es bereits 1986 Spekulationen, Atari schaffte es aber nicht, das Laufwerk in großem Stil anzubieten. Das CDAR504 kann auch eigenständig als CD-Player verwendet werden. "Handy" wird am 11.10.1989 als Atari Portable Color Entertainment System vorgestellt, der Name kurz darauf in "Lynx" geändert. Gleichzeitig beginnt in Los Angeles und New York der Verkauf der Luchse, im Frühjahr 1990 landesweit. Der Nintendo Gameboy hat aber trotz seines kleinen Monochrom-LCD einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Lynx: den niedrigeren Batterieverbrauch - der des Lynx schlägt sogar den als Batteriefresser verschrieenen Sega Gamegear. 1989 wird das Jahr mit den meisten Entwicklungen bei Atari. Premiere feier der (damals) kleinste vollwertige 16-Bit-PC der Welt, "Portfolio", der 2 Jahre später im Film Terminator 2 - Judgement Day zu sehen sein wird (wenn John Conner damit erst einen Bankautomaten plündert und später ein Sicherheitsschloß knackt). Der ST wird tragbar: 1989 wird "Stacy" vorgestellt, ein Laptop auf ST-Basis. Mit seinen wie bei den Desktop-STs eingebauten MIDI-Schnittstellen findet er bald den Weg auf die Bühnen und in die Tonstudios. Erstmals wird auch ein 32-Bit-Computer vorgestellt: Der TT/X soll mit dem (aus damaliger Sichtweise) Betriebssystem der Zukunft, "Unix", laufen. Ataris Gründer Nolan Bushnell wird als Spieldesigner für das immer noch produzierte 2600-System angestellt und bringt unter anderem "Secret Quest" heraus. Und noch einer kommt: Der 1040 STE, ein aufgebohrter 1040ST mit Stereo-DMA-Sound, 4096 Farben, RAM auf SIMM-Riegeln und verbessertem TOS. Mit dem TT030 erscheint 1990 endlich der lang erwartete 32-Bit-Computer von Atari. Kurz vor Verkaufsstart wird die Prozessor-Frequenz des TT von ursprünglich 16 MHz auf 32 MHz erhöht, der Amiga 3000 hatte bereits 25 MHz. Atari nimmt Verhandlungen mit Flare2 auf, die ein Multi-CPU-System entwickeln. Tramiel beabsichtigt, dieses System in einer neuen Spielkonsole zu verwenden. Das Gewirr im ST-Markt wird entzerrt: Alle Varianten der 260/520ST-Serie laufen 1990 aus, der 1040ST wird nicht mehr produziert. In Zukunft sollen nur noch 1040STFM und 1040STE als Einsteigermodelle zur Verfügung stehen. Im IBM-Sektor wird die Atari-Business-Computer-Linie eingeführt. Zum Anfang steht ein System zur Verfügung, das nach Kundenwunsch ausgebaut wird. Basis ist eine 286-CPU und 640K RAM. CPU-Leistung, Diskettenlaufwerk und Fest- oder Wechselplattenlaufwerk können selbst gewählt werden. Das erste echte Atari-Notebook wird 1991 vorgestellt, hört auf den Namen ST-Book und ist eine mittlere Sensation: Die Akkulaufzeit beträgt zwischen 5 und 10 Stunden, und das ganze Book wiegt nur 1,9 kg. Dafür wurde auch ordentlich gespart: Kein Diskettenlaufwerk, keine Hintergrundbeleuchtung, zusammengefaßte Ports und nur magere 1 MB RAM. Als es im Sommer 1992 in die Läden kommt, interessiert sich kaum noch jemand dafür, zu groß waren Ataris Versprechungen. Für den IBM-Bereich gibt es auch ein Notebook: Das Atari ABC N386SX ist allerdings nur kopiert: Das Original kommt von der japanischen Firma Sotec. Der Mega STE wird auch ein ziemlicher Flop - er ist nichts weiter als ein aufgebohrter 1040STE mit doppelter Taktfrequenz und ein paar Ports mehr. Im Frühjahr wird die Produktion der Konsolen 2600, 7800 und XEGS gestoppt. Im April machen Gerüchte um eine neue 32-Bit-Konsole die Runde, Atari bestätigt diese noch im Mai. Zeitgleich mit dem Panther wird eine 64-Bit-Konsole namens "Jaguar" entwickelt. Der Fortschritt des Jaguar-Projekts ist größer als der des Panther, daher wird dieser im Juni gestoppt. Und der Lynx bekommt 1991 ein neues Gesicht, der Preis wird um 50% reduziert. Marketing- und andere Fehler1992 wird das Jahr des miesen Marketings. Auf die Frage nach technischen Details, Design, Betriebssystem, Preis und Lieferzeiten des neuen Superrechners bekommt man immer nur die gleiche Antwort: "No Details!" Als der Falcon030 endlich im Dezember 1992 erhältlich ist, weiß daher keiner, was es eigentlich für ein System ist. Eigentlich ein hervorragendes: Der langsame 68030 bekommt Unterstützung durch einen 56K Digital Signal Processor (DSP), mit dem u.a. Harddisk-Recording möglich gemacht wird. Im Oktober werden erste Details zum Jaguar bekannt, u.a. daß der Jaguar von IBM produziert wird. Im Jahr 1993 wird das Ende des ST eingeläutet - die letzten STs verlassen Ataris Lager im Dezember. Der Falcon bleibt weit hinter den Erwartungen zurück, der geplante Nachfolger Falcon040 "Microbox" wird - etwas vorschnell - gestoppt. Im Oktober 1993 erscheint der Jaguar in den USA, mit nur zwei fertigen Spielen und einer groß angelegten, aber miserablen Werbeaktion - "Wenn Ihnen der Jaguar nicht den größten Spielspaß bereitet, erhalten Sie Ihr Geld zurück" (Originalzitat aus der US-Werbung). Folge: Atari mußte einen Tag später tausende Geräte wieder zurücknehmen. Erst 1994 erscheint eine breit angelegte Spielpalette für den Jaguar - zu den Hits zählen Tempest 2000, Alien vs. Predator und Raiden. Aber auch viele Flops, als Beispiel sei hier nur Club Drive genannt. Als am 29.4.94 die Pleite des Erzrivalen Commodore bekannt wird, stoppt Atari seine letzten drei Computer: Falcon, TT und Portfolio. Auch Entwicklungen werden gestoppt. Der verlustreiche Lynx wird ebenfalls aus dem Programm genommen. Somit hat Atari nur noch den Jaguar. Atari beginnt 1995 wieder mit den alten Marketingfehlern: vollmundige Versprechungen, die nicht eingehalten werden können. So wird mit Hilfe der Firma "Virtuality" ein 3D-Helm für den Jaguar entwickelt, auf Messen vorgeführt und informiert. Der Haken: Es gibt nur ein Spiel, daß das JaguarVR-System unterstützt. Ebenso werden ein Web-TV-Adapter und ein Modem angekündigt. Einzig das JaguarCD-Addon wird im September veröffentlicht. Dafür gibt es allerdings meist nur lausige 1:1-Umsetzungen wie Dragon's Lair oder Blue Lightning. Und mittlerweile ist ein Jaguar angesichts der eben erschienenen Sony PlayStation nur noch lächerlich. In Europa werden derzeit die Reste im Zentrallager im niederländischen Rotterdam verscherbelt. Nachdem alle Teile weg sind, wird das Lager geschlossen - Atari ist somit in Europa nicht mehr vertreten. Atari wird verkauft und verkauft und verkauftSo macht man sich 1996 als Atari Interactive daran, wenigstens ein paar Spiele wie Tempest 2000 vom Jaguar auf den PC zu konvertieren. Im März müssen allerdings die Räume in der Borregas Avenue geschlossen werden. Atari zieht mit seinen restlichen 120 Mitarbeitern in ein leerstehendes Bankgebäude. Am 30. Juni 1996 tritt Tramiel an seinen alten Freund Jugi Tandon, Chef des Festplattenherstellers JTS, heran, um mit dessen Firma zu fusionieren. Die Firma wird als JTS Corp weitergeführt, Jack Tramiel geht in Rente. Der technische Support für den Jaguar wird noch bis 1998 aufrechterhalten, die nicht fertiggestellten Spiele (Breakout 2000, Iron Soldier 2) mittlerweile von Telegames veröffentlicht. Am 3.3.1998 verkauft JTS die Atari-Rechte für 5 Mio $ in bar an Hasbro. Dort werden unter dem Label Atari Interactive Inc. alte Spieleklassiker wie Frogger und Pong neu aufgelegt und für PCs vertrieben. Am 6.12.2000 wird Atari erneut verkauft, diesmal für 95 Mio. $ + Aktienpaket im Wert von 5 Mio $ an den französisch-amerikanischen Spielproduzenten Infogrames. Am 7.5.2003 nennt sich Infogrames offiziell in Atari Inc um. Quellen:
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